Seychellen: Ab ins Paradies!

von | Indischer Ozean

Keine Lust mehr auf Winterblues? Dann schnell auf die Seychellen.

Aber aufgepasst: Auf den tropischen Granit-Inseln mit den Palmenwäldern und Riesenschildkröten liegt Liebe in der Luft.

Schwarze Papageien flöten ihr Tirili. Eine Kokosnussspinne eilt grazil über den duftig-weichen Dschungelboden. Riesige Wedel formen weit oben ein immergrünes Dach und tauchen den Palmenwald ins Dämmerlicht. Besser ist es, denn hier unten passieren fantastische Geschichten. Shaun Larue, einheimischer Naturguide mit wilden Locken und Muschelhalsband, kennt sie alle und streift wie ein exotischer Märchenonkel durchs üppige Grün, um viele Wahrheiten und einige Legenden zu erzählen.

Hier im Palmenwald Vallée der Mai auf der zweitgrößten Seychelleninsel Praslin ist nämlich die geheimnisumwitterte Coco-de-Mer-Palme zu Hause. Genau genommen gibt es zwei sehr unterschiedliche Exemplare: Eine männliche mit Blütenständen, die wie ein riesiger Phallus aussehen, und eine weibliche, deren viele Kilos schweren Samen einem üppigen weiblichen Becken gleichen. Meist stehen die schlanken Bäume viele Meter voneinander entfernt im Wald und so rätselt jedermann, wie sie wohl zueinander kommen können. Doch wo Liebe ist, ist auch ein Weg. Nachts, wenn es heftig stürmt, so sagt die Legende, ist es soweit: Die Meeresnuss-Palmen neigen sich zueinander und feiern Hochzeit. Die männlichen Bäume mit ihren langen Blütenständen paaren sich mit den weiblichen und Palmen-Kinder werden gezeugt.

Die Wissenschaftler haben eine andere Theorie. „Lange ging man davon aus, dass der Wind die Pollen überträgt“, sagt Shaun Larue, „doch heute glaubt man, dass Geckos mit ihren Haftfüßen die Stämme hoch- und runterlaufen und für Bestäubung sorgen.“ So oder so ist Shaun dem Zauber dieses Millionen Jahre alten Märchenwaldes erlegen. Sechs Palmenarten sind hier vereint, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt – manche mit Stacheln, andere mit gigantischen Blättern, meterhohen Luftwurzeln und – wie die Coco de Mer – mit Kokosnüssen im XXL-Format. Diese zieren  auch den Einreisestempel im Pass und sind ein beliebtes Souvenir von den Seychellen. 300 bis 400 Euro kostet ein lizensiertes Exemplar, das vorher vom Fruchtfleisch befreit und dann leicht wie ein Ball wird.  

Die Schildkröten schleppen sich durch den Dschungel

Auf den Seychellen übertreibt die Natur an allen Ecken. Philodendren, Hibiskus, Zimtbäume oder Gewürzvanille –  was woanders kümmerlich vor sich hinwächst, wuchert hier. So wundert es nicht, dass auch die Schildkröten Giganten sind. Vor allem auf der Insel Curieuse schleppen sich die mächtigen Panzertiere raschelnd und schmatzend durch den Wald. Die ehemalige Leprainsel steht heute unter Naturschutz und ist Heimat für rund 300 Aldabra-Riesenschildkröten, die von dem zu den Seychellen gehörenden Aldabra-Atoll stammen. Wer als Besucher auf die sonst unbewohnte Insel kommt, verliebt sich gleich in die behäbigen Urzeittiere, die ihre faltigen Hälse neugierig aus dem Panzer strecken, wenn sie leckere Blätter oder süße Mini-Bananen sehen.

Noch länger werden die Hälse, wenn ein Schildkröten-Tourist mit dem Kraulen beginnt. Dann verdreht das Panzertier genüsslich die feuchten, dunklen Augen und reagiert mit missmutigem Fauchen, wenn die Wellness-Behandlung abbricht. Die Kolosse werden steinalt. Die älteste ihrer Art lebt auf der Seychellen-Insel Bird Island. Esmeralda bringt 300 Kilogramm auf die Waage und blickt auf rund 200 Lebensjahre zurück. Sie krabbelte schon durch den Dschungel, als noch die französische Korsaren über das Archipel herrschten, erlebte die britische Kolonialzeit mit und konnte sich über die Unabhängigkeit im Jahre 1903 freuen.

Elvis reicht seiner Lieblingsdame Bananen-Leckereien

Ganz so betagt sind die Schildkröten an der Anse Takamaka nicht, die unter der Obhut von Elvis Ogony stehen. Der Kenianer pampert die Tiere im Auftrag des 5-Sterne-Resorts Raffles Seychelles, das sich zur Aufgabe gemacht hat, kranken und schlecht versorgten Tieren ein neues Zuhause zu geben. Drei Eimer mit Bananen verschwinden jeden Tag in den gierigen Mündern der Schildkröten. Die meisten der Tiere sind 50 bis 80 Jahre alt, schätzt Elvis. Seine Lieblingsdame ist allerdings deutlich jünger – so etwa in seinem Alter, Ende dreißig. Sie ist helle im Kopf, sportlich immer als erste zur Stelle, wenn es Futter gibt und Elvis insgesamt sehr zugetan. Das sieht man sofort, denn immer ist sie an seiner Seite und knabbert an seinem bananenschalengelben Hosenbein. Einen Namen hat die Panzer-Lady allerdings noch nicht, doch Elvis hat da schon ein paar Ideen.  

Schildkröten-Fan ist auch Stefan Lewis, der Raffles-Gäste auf die Nachbarinsel La Digue begleitet. Stefan ist von Barbados, doch findet die Seychellen deutlich relaxter als seine karibische Heimat. „Vor allem braucht man auf den Seychellen kein Geld“, verkündet er und straft damit allen Vorurteilen über die Inseln der Superreichen Lügen. „Ich habe hier überall Freunde, bekomme hier einen dicken Fisch, dort Mangos, Bananen und Kokosnüsse.“ Autos braucht man auch nicht zu kaufen. Auf La Digue fahren keine und auf den anderen Inseln sind die Entfernungen so kurz, dass es Bus oder Rad ebenfalls tun. Auch für Kleidung lässt sich nur schwer Geld ausgeben. Nobelboutiquen gibt es nicht und die Temperaturen mit rund ums Jahr 24 bis 30 Grad Celsius erfordern keine große Ausstattungsbandbreite. Weiße Hemden, so hört man, tragen auf diesen Barfuß-Inseln sowieso nur Versicherungsvertreter.      

Sanft plätschern die Wellen an die Puderzuckerstrände

Zeitvertreib finden Einheimische und Touristen vor allem im Wasser, unter Wasser und an den puderzuckerfeinen Stränden. Und von denen gibt es reichlich. Einige werden mit schöner Regelmäßigkeit zu den schönsten der Welt gewählt. Sie erfüllen alle Kriterien, die an Traumstrände  gestellt werden. Die Wellen des Indischen Ozeans plätschern sanft an die von Palmen gesäumten Sandbuchten und im türkis schimmernden Wasser liegen mächtige Granitfelsen, so als hätte ein Riese Murmeln hineinkullern lassen. Ein Paradies, zu dem es schwer fällt, ein „Aber“ zu formulieren. Noch nicht einmal gefährliche Tiere sind zu fürchten: keine malariaverseuchten Moskitos, keine giftigen Schlangen und Insekten und keine gefährlichen Säugetiere. Genau genommen gibt es – außer den eingeführten – überhaupt keine Säugetiere, da sich die Inseln bereits vor Jahrmillionen vom afrikanischen Kontinent abgespaltet haben, zu einer Zeit, als ausschließlich Reptilien die Welt bevölkerten.  

Keine Säugetiere? Das stimmt nicht ganz. Irgendwann haben es Flughunde, wahrscheinlich von Madagaskar, auf die Seychellen geschafft. Selbst an den Hotelvillen baumeln sie kopfüber an den Dachvorsprüngen. „Die meisten Gäste finden sie niedlich“, sagt Stefan. Doch bei den Seychellois erzeugen sie noch andere Gefühle, nämlich Appetit. Traditionell werden die Tierchen gerne mal im Curry serviert. Dieser Tradition muss man als Besucher nicht folgen. Eine andere ist da romantischer. Wer die knusprigen Chips aus der Brotfrucht kostet, erhält ein Versprechen: Er kommt noch einmal zurück auf die Seychellen. Er kommt – zumindest noch einmal – ins Paradies.

Informationen 

Beste Reisezeit: Ganzjährig herrscht ein tropisches Klima mit nahezu beständigen Temperaturen zwischen 24 und 30 Grad Celsius. Zwischen November und April bringt der Nordwestmonsun häufig heftige Schauer. In der Zeit des Südostmonsuns (Mai bis Oktober) ist es windiger – gut für Segler und Surfer, weniger gut für Taucher und Hochseeangler.

Sprache: Offizielle Landessprachen sind Englisch, Französisch und Créole. Touristen können sich auf Englisch gut verständigen. Vor allem die älteren Seychellois freuen sich, wenn sie auf Créole  angesprochen werden. 

Religion: Die meisten Seychellois bekennen sich  zum Katholizismus, haben jedoch eine eher lockere Beziehung zur Religion.

Übernachtungstipp: Eine tolle Lage auf Praslin bietet das 5-Sterne-Resort Raffles Seychelles; Anse Takamaka, Praslin, Seychellen, praslin@raffles.com, www.raffles.com/seychelles. Wenig bekannt: Auf den Seychellen kann man auch einfach und preisgünstig in kleinen Hotels und Gästehäusern unterkommen. Einen Überblick bietet die Website des Seychelles Tourist Board (www.seychelles.travel).

Veranstalter: Fundiertes Insiderwissen bietet Trauminsel Reisen. Inhaber Wolfgang Därr ist Autor der Dumont Reiseführer Seychellen. Maisie Därr ist auf der Inselgruppe aufgewachsen. Trauminsel Reisen, Summerstr. 8, 82211 Herrsching am Ammersee, Telefon: 08152 93 19-0,
info@trauminselreisen.de, www.trauminselreisen.de. Preisbeispiel: 7 Nächte im Raffles Seychelles in einer Garden View Pool Villa ab 2.589 € p.P. inkl. Frühstück sowie Privattransfer ab/bis Flughafen Praslin Island.

Auskunft: Seychelles Tourist Office Germany, Frankfurt, Tel. 069 297207-89, Fax: 069 297207-92, E-Mail: info@seychelles-service-center.de, www.seychelles.travel